Eine myofunktionelle Störung besteht aus einer falschen Schluckfunktion und einem ungünstigen Zusammenspiel der orofazialen Muskulatur, was auf den gesamten Körper Auswirkungen in verschiedenen Erscheinungsbildern haben kann.

Im Kinder- und Jugendalter geht eine Zahnfehlstellung (z.B. offener Biss), Sprechstörung (Lispeln), Zungenvorschub, habituelle Mundatmung, vergrösserte Hals- und Rachenmandeln und in der Folge wiederkehrende Erkältungen und Schnarchen, oft mit einer Muskelfunktionsstörung der Gesichts- und Kaumuskulatur einher.

Auf den ersten Blick fällt bei Kindern mit einer myofunktionellen Störung auf, dass sie hörbar durch den Mund atmen und dieser meist offen ist. Im Schlaf ist oft ein Schnarchen zu hören und während den Mahlzeiten wird mit offenem Mund gegessen und geschluckt. Somit tritt die Zunge in einer eventuell vorhandenen Zahnlücke zum  Vorschein.  Aber auch während den Ruhephasen kommt die Zunge auf den Mundboden zu liegen,  was zur Folge hat, dass Speichel aus dem Mund tropft und in der Folge Lippen und Kinn immer nass sind. Betroffene haben oft wulstige  Lippen und der Gesichtsausdruck wirkt schlaff .

Auch im Rest des Körpers kann die Spannung niedrig sin (Hypotonie), was zu einer schlaffen Haltung und einem unsicheren Gang führen kann. Meist sind solche Dysbalancen gekoppelt mit ungünstigen Gewohnheiten (Habit), wie z.B.  Daumen- oder Schnuller lutschen, Haare lecken, Wange beissen oder Nägel kauen. Eine Zungenfehlfunktion kann eine Zahnfehlstellung begünstigen und ihre Therapie erschweren und verlängern. In ungünstigen Fällen kann es zu Rezidiven nach Beendigung einer kieferorthopädischen Behandlung kommen.

Bei Erwachsenen kann sich eine Muskelfunktionsstörung der Gesichts- und Kaumuskulatur aus verschiedenen Gründen entstehen: nach einer kieferorthopädischen Korrektur, bei Zahnbehandlungen, nach Anpassen von Zahnprothesen, bei Kiefergelenksbeschwerden aufgrund einer Muskefehllfunktion und deren Folgen (Kopf-, Nacken- und Rückenbeschwerden), nach Unfällen, Erkrankungen oder Operationen im Gesichtsbereich.